Wenn wir die vierbeinigen Vorfahren und die Geschichte des Siberian Husky kennen lernen wollen, müssen wir unser Augenmerk auf die östlichenTeile von Sibirien und seine Bewohner richten. Wir werden erkennen, dass die Geschichte der Rasse in ihren Ursprüngen mit der Geschichte und Kultur der dortigen Völkerstämme verbunden ist.

Die Jakuten an der mittleren und unteren Lena, die östlichen Tungusen vom Jenisee bis zum Ochotskischen Meer begrenzen das Gebiet, aus dem der Siberian Husky stammt. Der Süden und Westen dürfte nur in beschränktem Maße an der Bildung der Rasse beteiligt gewesen sein. Wichtiger sind für unsere Betrachtung die Bewohner des ostsibirischen Gebirgslandes:

 

Die Jugakiren, ein Nomadenstamm (Rentiere), Jäger und Fischer zwischen Kolyma und Jana. Die Tschuktschen, z.T. 25% sesshafte Jäger und Fischer an der Küste des Eismeeres und der Beringstraße, z.T 75% nomadisierende Rentierzüchter in den Gebieten vom Meer bis zum Lauf des Kolyma.

 

Die Korjaken, vom Beringmeer über Kamtschatka bis zum Ochotskischen Meer, welche ebenfalls in sesshafte Küstenbewohner und wandernde Rentierzüchter aufgeteilt werden und schließlich die Kamtschadalen, die Bewohner Kamtschatkas, sesshafte Jäger und Fischer.



Sie alle waren , wie die Samojeden, vermutlich aus südlicheren Regionen nach Norden abgedrängt worden, wo sie unter den härtesten klimatischen Bedingungen einen immerwährenden Existenzkampf ausfochten. Als Nomaden, welche Zelte und den ganzen Hausrat stets mit sich führten, waren sie geradezu abhängig vom Besitz einer Anzahl Schlittenhunde (Korjaken: 10 Hunde pro Familie, Jugakiren: 7 Hunde pro Gespann). Aber auch als sesshafte Jäger und Fischer besassen sie Hundegespanne, um den notwendigen Kontakt mit den Nachbarsiedlungen und den Nachbarstämmen aufrecht zu erhalten. Bei solchen Reisen, die mehr oder weniger regelmäßig unternommen wurden, legten die Gespanne mit ihrer Last von kostbaren Pelzen und anderem Tauschmaterial oft hunderte von Meilen zurück, um unter anderem mit dem begehrten Tee, Zucker und Tabak reich befrachtet wieder zurückzukehren.

Wie schon Waldemar Jochelson (1908) schrieb, waren die Hunde schlechte Wächter und erwiesen sich auch Fremden gegenüber ausserordentlich freundlich. Ihre Fähigkeiten als Gehilfen bei der Jagd werden in keinem der bekannten Berichte (Jochelson, Boas, Kennen und Swenson) heftig hervorgehoben und scheinen eine untergeordnete Rolle gespielt zu haben, hingegen wird oft erwähnt, dass Hunde aus religiösen Gründen geopfert wurden.

 

Die große Bedeutung, welche dem Hund zukam, zeigte sich auch darin, dass die Tiere den Umständen entsprechend meist gut behandelt wurden, besonders von den Jugakiren und Korjaken, welche als sehr fachkundige Hundezüchter galten, ja z.T. auch vom Hundehandel lebten.

Wenn auch über die Fähigkeiten als Wächter und Jäger keine Loblieder gesungen werden, so werden jedoch die Hunde Ostsibiriens durchwegs als "vollblütige" Schlittenhunde bezeichnet. Tragende Hündinnen wurden von diesen rauhen Naturvölkern bis zur Stunde des Werfens eingespannt, und bereits halbjährige Jungtiere wurden am Schlitten angelernt (heute wird ein Hund frühestens im Alter von 9 Monaten am Schlitten angelernt), wobei die Jugakiren oft die Mutter als Leithund einsetzten und so erwiesenermaßen äußerst leistungsfähige Gespanne schufen.

 

Georg Kennen (1910) sagt: "Es gibt wahrscheinlich kein wiederstandsfähigeres und ausdauernderes Tier in der Welt. Man mag sich gezwungen sehen, diese Hunde bei - 50 Grad C draussen schlafen zu lassen, schwere Lasten ziehen zu lassen, bis die Füße wund werden und den Schnee blutigrot färben, sie hungern zu lassen, bis sie ihr eigenes Geschirr auffressen müssen, aber ihre Stärke und ihr Wille sind ungebeugt".


Waldemar Jochelson ist sicher, dass "diese Hunde sowohl Rentier als auch Pferd schlagen, wenn es darum geht, lange Distanzen mit wenigen kurzen Pausen zurückzulegen".

Er erzählt auch von einem wohlgepflegten Team, "von 12 Hunden, das ca. 1000 Pfund und das Futter sowie den Führer in zwei Tagen 160 km weit transportierte".

Valdemar Borgoras (1904 - 1916) legte 240 km in 23 Stunden zurück und erzählt von einem Schlittenrennen im Jahre 1896 zwischen dem Händler Baramigin und dem Offizier Anatorsky auf dem zugefrorenen Kolyma von Anui nach Nishne-Kolymsk (240 km), das vom Sieger in 15 Stunden gewonnen wurde.

Die ostsibirischen Schlittenführer spannten ihre Hunde paarweise links und rechts einer dicken Zentralleine, mit alleinigem Leithund an der Spitze vor die als ausserordentlich leicht und stark beschriebenen Schlitten. Diese Gespannart (Doppelgespann), von der später noch die Rede ist, wurde als kraftsparendste und schnellste durchwegs von den heutigen "Mushers" im Schlittensport übernommen. Es ist auch erwähnenswert, dass besonders die Jugakiren und Korjaken, welche die fähigsten Schlittenführer waren, ihre Hunde ausschließlich mit gesprochenen Kommandos lenkten und antrieben.

Es ist nicht zu verwundern, dass in den Tagen des "Gold Rush" in Alaska, als die harten Männer, welche dort das Glück suchten, anfingen, mit ihren Hundegespannen Wettrennen auszutragen, bald einmal die Kunde von den unglaublich schnellen Schlittenhunden in Sibirien herumgeboten wurde.

Damals gab es in Alaska an Hunderassen den eingesessenen Alaskan Malamute und bereits eine große Zahl eingeschleppter, fremder, nur zu einem ganz geringen Teil arktischer ("Eskimo Hund") Hunde und all deren Abkömmlinge, fast alles Kreuzungen. Es wird berichtet, dass vor den Schlittenrennen kein Hund in den Strassen mehr sicher gewesen sei, nicht plötzlich in ein Team gespannt zu werden.

 

In diese Atmosphäre gelangte der russische Händler Goosak, der zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts sein Team für Schlittenhunderennen in Alaska anmeldete. Als er mit seinen sibirischen Schlittenhunden erschien, wurde er bitter verspottet, denn man gab ihm mit diesen Tieren, welche viel kleiner als die bisher verwendeten Typen waren, absolut keine Gewinnchancen. Aber bald zeigte sich das Erstaunliche:

 

Immer und immer wieder überflügelte sein Gespann alle anderen und kehrte siegreich ins Ziel zurück. Goosak fuhr zwar wieder heim nach Sibirien, aber der Bann war gebrochen. Im Jahre 1910 schrieb "Fox" Maule Ramsey drei Gespanne sibirischer Huskies für das Non-Stop Rennen Nome - Candle - Nome die "all Alaska Sweepstakes" (408 Meilen) in die Meldeliste ein und Jonny Johnson, der eines der Teams führte, siegte mit einer Rekordzeit von 74 Stunden, dicht gefolgt von Ramsey mit dem zweiten Team.

Es liegt auf der Hand, dass die Nachfrage nach den sibirischen Schlittenhunden sprunghaft   anstieg und ein reger Export von Sibirien nach Alaska einsetzte. Die meisten dieser Tiere wurden leider nicht rein weitergezüchtet, und diese kurze Zeitspanne bis 1914 ist deshalb für unsere Betrachtung der Rassengeschichte des Siberian Husky nicht von Wichtigkeit. Anders aber die Ereignisse des Jahres 1914.


Roald Ammundsen plante eine Expedition von Alaska zum Nordpol und da er bereits von den fabelhaften Leistungen der sibirischen Schlittenhunde gehört hatte, erließ er den Auftrag, mehrere solche Gespanne zusammenzustellen. Der Ausbruch des Weltkrieges vereitelte aber seine Pläne und die bereits z.T. von Jafet Lindeberg in Sibirien speziell für ihn ausgesuchten Hunde wurden zum Verkauf angeboten.

Leonhard Seppala, ebenfalls ein Norweger, der als Goldsucher sein Glück versucht und als Schlittenführer seinen Lebensunterhalt verdient hatte, übernahm diese Hunde und damit wurde der Grundsteinzur modernen Hochzucht des Siberian Husky gelegt. Seppala sah ein erstes Zuchtziel in einer leichten Vergrösserung der Tiere, sowie in einer Vereinheitlichung von Aussehen und Ausdruck, unter voller Beibehaltung der erstaunlichen Schlittenhundefähigkeiten. Er gewann mit seinem Team die letzten All-Alaska Sweepstakes dreimal hintereinander (1915, 1916, 1917) das "Yukon Dog Derby" zweimal, den "Bordon Marathon" (26 Meilen) viermal mit einer damaligen unerreichbaren Rekordzeit (1 Stunde 50 Minuten) und das "Ruby Derby" (68 Meilen) auch mit neuem Rekord. Seine größte Tat aber vollbrachte "Sepp" im Jahre 1925, als sich mitten im Winter eine Diphterie-Epidemie in der Stadt Nome ausbreitete und so rasch wie möglich Serum herangeschafft werden mußte. Von Nenana, wohin es die Eisenbahn gebracht hatte, beschloss man es mit einer Hundeschlittenstaffette nach Nome zu bringen. Seppala zog von Nome los und traf sich mit dem entgegenkommenden Team, nachdem er bereits 169 Meilen zurückgelegt hatte, 42 Meilen davon in einem tobenden Blizzard. Obwohl kein Ende des Sturms abzusehen war, wendete "Sepp" sein Team und raste zurück, Müdigkeit, Hunger und Kälte vergessend, um Menschenleben zu retten. Diese Tat brachte ihm den Ruhm ein, als "größter Schlittenführer aller Zeiten" bezeichnet zu werden. Er wurde eingeladen mit Schlitten und Hunden in den südlichen Teil der USA zu kommen und ging dann tatsächlich im Jahre 1926 auf Tournee, in allen Städten begeistert umjubelt. Im Central Park von New York überreichte ihm Roald Ammundsen eine goldene Medaille für seinen Leithund "Togo". In der Folge bestritt Seppala auch verschiedene Schlittenhunderennen in der New England Region und entschloß sich dann, einige seiner Hunde aus seinem stets siegenden Team zu verkaufen. Es waren und sind diese Tiere, welche den Grundstock der heute vorhandenen Siberian Huskys bildeten (Chinook, Monadnock, Alyeska, Foxstand, Igloo Pac, Cold River und Kabkol Linien). Auf seinem Weg zurück nach Alaska verkaufte Seppala weitere Tiere in Kanada, welche ebenfalls Zuchtlinien begründeten, die bis heute erhalten sind (White Water Lake). In den nachfolgenden Jahren dürften noch einige genau registrierte Siberian Huskys den Weg von Alaska in die USA gemacht haben, aber schon bald war die sorgfältig betriebene Reinzucht in den USA sowohl von Alaska als auch vom Ursprungsgebiet der Rasse, Sibirien, völlig getrennt, was den AKC und auch die FCI berechtigt, beim Siberian Husky von einer "amerikanischen Rasse" zu sprechen.

Als Seppala im Jahre 1945 Alaska verliess, nahm er keine seiner Tiere nach Seattle mit, begann dann allerdings dort eine eigene Zucht mit speziell ausgesuchten Tieren (Bow Lake).

In den Händen all dieser äußerst fähigen Züchter war die Rasse gut aufgehoben, die ausgezeichneten Schlittenhundequalitäten wurden beibehalten, die äußere Erscheinung wurde immer mehr vereinheitlicht.

 

Der Siberian Husky ist immer noch die unbestritten schnellste, leichteste und kleinste aller anerkannten Schlittenhunderassen, wurde von Byrd auf seinen Antarktisexpeditionen mitgeführt, wurde im zweiten Weltkrieg von der Armee für Rettungsdienste eingesetzt, dient auf Wetterstationen in Baffinland, hat sich sogar als Blindenhund bewährt und versagte nur dort, wo in einem "Dogs for Defense" Programm versucht wurde, ihn zum WÄCHTER und ANGREIFER zu erziehen..........

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Last Update: 21th March 2015

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